Ein treuer Freund: Roman
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Inhaltsangabe zu "Ein treuer Freund: Roman"
Gebundenes BuchJakop Jacobsen ist stets ein Einzelgänger gewesen, seit seiner Jugend in einem abgelegenen Tal in Norwegen. Sein bester Freund Pelle ist eine Handpuppe, mit der er lange Gespräche führt und die deutlich schlagfertiger ist als er selbst. Und er hat ein merkwürdiges Hobby: Jakop geht gern auf fremde Beerdigungen. Er gibt sich dort als Freund des Toten aus, bei den Familien der Toten fühlt er sich wohl. Dumm nur, wenn jemand sein falsches Spiel durchschaut ... So wie Agnes. Jakop verliebt sich in sie und hofft, dass sie ihn trotz seiner Eigenart und des vorlauten Pelle erhört. "Ein treuer Freund" ist ein philosophischer Schelmenroman, eine herrlich schräge Liebesgeschichte und eines von Jostein Gaarders schönsten Büchern.
Lesetipp UND Herausforderung
Zunächst einmal gleich auf den Punkt gebracht: Die Lektüre, in der es, ganz kurz gesagt, um den Umgang mit Einsamkeit geht, forderte mich emotional heraus.
Zunächst gelang es Jostein Gaarder in Windeseile, mich zu fesseln.
Unterhaltsam und dynamisch, zwischendurch mit tiefgründigen Gedanken versehen, die zum Innehalten und Nachdenken einluden, holte er mich mühelos und schnell ins Geschehen.
Dann kamen wiederholt Passagen, die den Lesefluss störten und in denen ich gelangweilt und sogar genervt war. Es begann mit seitenlangen Ausführungen und Klärungen über Verwandtschaftsverhältnisse und dann folgten immer wieder detaillierte Ausschweifungen und regelrechte Ergüsse über etymologische und religionsgeschichtliche Fragestellungen, sowie Ausflüge in die germanische Philologie.
Mit Fortschreiten des Romans, der zunehmend interessante und spannende Episoden bereithielt und in dem obige Passagen etwas seltener und kürzer wurden und mit zunehmendem Verständnis der Bedeutung dieser o. g. Stellen, die mich zuvor so abgehängt hatten, stellte sich dann schließlich wahre Begeisterung ein.
Und jetzt, am Ende der Lektüre muss ich sagen: „Ein treuer Freund“ ist ein wunderbarer und origineller Roman, sowohl was die Form als auch was den Inhalt anbelangt.
Der Autor beobachtet und beschreibt präzise und feinfühlig Landschaften, Geschehnisse, Situationen und psychodynamische Prozesse.
Es gibt regelrecht herzerwärmende, rührende und berührende Passagen. Jostein Gaarder lässt eine gefühlvolle und warme Atmosphäre entstehen und das, obwohl es um gewichtige Themen wie Einsamkeit und Tod geht.
Er erreicht den Leser emotional, obwohl er ihn nicht mit einem bedrückenden und melancholischen Ton konfrontiert.
Ich bin froh, dass ich am Anfang durchgehalten habe, weil mir sonst ein großes Lesevergnügen entgangen wäre.
Jetzt noch ein paar Worte zum Inhalt:
Jakop ist ein um die 60jähriger, in Norwegen lebender, inzwischen seit Jahren alleinstehender und etwas spezieller und schrulliger Gymnasiallehrer für Norwegisch und Religion. Schon seit seiner Kindheit ist er ein komischer Kauz und seltsamer Eigenbrötler, der nicht richtig dazugehört.
Er hat zwei besonders auffällige Eigenheiten:
Er besucht fremde Beerdigungen und unterhält sich regelmäßig mit seiner Handpuppe Pelle.
Im Mai 2013 sitzt Jakop in einem Hotelzimmer auf einer Ostseeinsel und beginnt, einen Brief an Agnes zu schreiben. Agnes, eine Psychotherapeutin, die er auf einer Beerdigung kennengelernt hat und gerne wiedersehen würde.
Er weiß noch nicht recht, wo und wie er beginnen soll, aber dann legt er los...